CD Review 12/06
Midas Factory: This Time Flowers Grow
Bewertung: 8.5 von 10 Punkten
„This Time Flowers Grow“ oder wachsen Blumen auch im Winter?
Die Fabrik des Midas? Noch nie etwas von ihr gehört. Das liegt wohl einerseits an der Tatsache, dass ich nicht in
der Gegend um Köln zu Hause bin und andererseits daran, dass dies der erste Tonträger der Band ist.
Die Covergestaltung lässt keine Rückschlüsse auf die enthaltene Musik zu. Umso gespannter erwarte ich das Erwachen
der Klänge aus meinen Boxen.
Als Opener bietet der Titelsong klassischen Waverock aller erster Güte. Wundervolle Gitarrenarbeit, ein herrlich
grummeliger Bass und ein straightes Schlagzeug – Düsterherz was willst Du mehr. Melancholie umarme mich! „Song
for a filial mind“ hüllt mich wie ein warmer Herbstwind ein und entführt mich mit seinem balladesken Charakter
in eine andere Welt. Melancholie verführe mich! „Eine sanfte Brise“ erfasst mich und weht mich hinfort. Psychedelia
und Wave verschmelzen zu einem Ganzen. Vor völliger Entrücktheit bewahren mich die äußerst gelungenen Basslinien.
Muss ich in die Realität zurück - nein.
Ich „Sehe das Licht“ und abermals ziehen mich Bass und Gitarren in ihren Bann. Bis hierhin verführerisch schön.
„Down in the valley eyes kill reality“ verbindet Wave und ur-amerikanischen Deathrock zu einem organischen Ganzen,
abgerundet durch den eigenwilligen Sprechgesang. Die Atmosphäre ist bedrückend – ich will hier weg, wären da nicht
wieder diese tollen Melodien. Kaum dem Tal des Todes entronnen, wird mein „Gefrorenes kopfloses Ich/Gehirn“ erst
mal in die Endsechziger verfrachtet. Noch mehr psychedelische Musik. „The empty room“ ist der dunkel-apokalyptische
Auftakt zum sich nahtlos anschließenden „The brave“. Mit beidem wäre die Band vor mehr als dreißig Jahren mit
Sicherheit berühmt geworden, vereint es doch die beiden Vorlieben der Musiker Psychedelica und düsteren Wave auf
geniale Weise.
Ich schwebe wie ein Luftballon durch den Raum und entschwinde in eine andere Dimension. Halt – ich muss zurück.
„Life in a circle for a while“ rockt gut und eignet sich bestimmt hervorragend für den gruftigen Tanzboden.
„A word called ...?“ und wieder grummelt der Bass unter den Gitarren als würde er sagen wollen – Friede sei mit dir.
Und er ist mit mir, denn „Another even greater day“ führt die zuvor aufgenommene ruhig-düstere, leicht entrückt
wirkende Stimmung fort. (Erinnert mich an eine meiner Lieblingsplatten aus 1983, die hat auch so ein spezielles
Feeling.) Es folgt ein „Intro“ so mit Gewitter und Geräuschen und ... . Genau, da läuft doch einer, aber wohin?
Schreie, die Spannung steigt, anschwellende Gitarrentöne – Dramatik pur. Schluss! „The edge“ beginnt mit beschwörend –
flüsterndem Gesang und der Bass erfreut abermals Ohren und Herz. Ein verschleppt wirkender Takt treibt das Lied
voran. Am Ende ist das Schlagzeug mutterseelenallein und sein Klang verhallt. Schön.
Bleibt eine Anmerkung zum Gesang. Der will nicht so recht überzeugen, auch wenn ich nach mehr als einem Dutzend
Durchläufen eingestehen muss, dass er eigentlich ganz gut zur Musik passt.
Fazit: Musikalisch interessante und gelungene Platte. Am Gesang scheiden sich meine Geister.
Anspieltipps: the empty room, the brave
Tracklist:
01. this time flowers grow
02. song for a filial mind
03. a gentle breeze
04. see the light
05. down in the valley eyes kill reality
06. the headless frozen mind
07. the empty room
08. the brave
09. life in a circle for a while
10. a word called ... ?
11. another even greater day
12. intro
13. the edge
Bewertung: 8.5 von 10 Punkten
Genre: Wave, Darkwave
Spielzeit: 48:04 Minuten
Anzahl Songs: 13
Label: Eigenproduktion
Release: 00.00.0000
www.The Pit.de, Dezember 2006
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